Hochsensibilität (HS)
Eine Hochbegabung der sinnlichen Wahrnehmung
Aufgrund spezieller Eigenschaften ihres Nervensystems sind die Wahrnehmungs-filter hochsensibler Menschen wesentlich durchlässiger, als bei "normal" sensiblen Menschen.
Hierdurch nehmen sie erheblich mehr Informationen in einer größeren Intensität auf. Was genau das im Einzelfall ist, variiert sehr stark. Diese hohe Wahr- nehmungsfähigkeit birgt einen großen Schatz an Fähigkeiten, bietet immense Vorteile und Möglichkeiten, führt jedoch auch leicht zur Reizüberflutung, früher Erschöpfung und scheinbar geringer Belastbarkeit.
Ob es nun die Geräuschkulisse ist, die einem Hochsensiblen zu schaffen macht, oder die zu starken visuellen Eindrücke, intensive Gerüche, die drückende Socke, oder vielleicht auch soziale Dynamiken. Hochsensible reagieren sehr unter-schiedlich auf die verschiedensten Reize und häufig spüren sie nahezu, was in der Luft liegt.
Unsere schnelllebige Zeit mit ihrer massiven sinnlichen Überflutung treibt Hochsensible in ein Vermeidungsverhalten, in den Rückzug einer reizfreien Umgebung und schlimmstenfalls in die Isolation. Denn diese brauchen sie, um die Alltagsreize zu verarbeiten.
So meiden sie häufig Menschenansammlungen, fühlen sich in einer lauten Kneipe/ Disco, in einem großen Kindergarten, in einer unüberschaubaren Schule, … nicht wohl.
Schüchternheit, Rückzug, Träumerei, Depression, Burnout, Aggressivität, Rebellion, Hyperaktivität, Angst-, Zwangs,- und Anpassungsstörungen (um nur einige zu nennen), können immer auch Ausdruck einer Reizüberflutung oder des sozialen Drucks sein, der in unserer Kultur auf Hochsensible ausgeübt wird.
In ihrem
Umfeld gelten sie oft als zu schüchtern, zu sensibel, zu eigenbrötlerisch, neurotisch, Spielverderber, eben anders. Sie scheinen nicht ins System zu passen.
Voreilig und zu Unrecht verurteilt?
Denn ihre Fähigkeiten sind auf der anderen Seite sehr unterschiedlich, jedoch man- nigfaltig. Neben vielfältigen künstlerischen Begabungen, wie malen, singen, musizieren, tanzen, komponieren, dichten, gestalten (...) bestechen sie oft mit einer sehr feinen Differenzierungsfähigkeit für Geruch, Geschmack und Gespür. Eine ausgesprochen detaillierte Wahrnehmung ihrer Umwelt, sowie zwischenmensch- licher Dynamiken verhilft ihnen häufig zu einer gut ausgeprägten Menschen-kenntnis, bzw. einem umfassenden Weltbild. Neben einem hohen Gerechtigkeits- und Perfektionssinn können sie in großen systemischen Zusammenhängen denken und stellen hohe ethische Standards an sich selbst.
Der Begriff
"Highly sensitive person" wurde von der Universitätsprofessorin und Wissenschaftlerin Elaine N. Aron geprägt. Seit 1991 forscht sie, neben anderen Wissenschaftlern intensiv in diesem Bereich und
stellte fest, dass ca. 15-20% der Bevölkerung in verschiedensten Ausprägungen als „Hochsensibel“ anzusehen sind. In Deutschland verfestigte sich der Begriff "Hochsensibel," wobei eine korrekte
Übersetzung eher "Hochsensitiv" (hochwahrnehmend)
geheißen
hätte.
Derzeit gibt
es eine groß angelegtes Forschungsprojekt zum Thema Hochsensibilität im Fachbereich Persönlichkeitspsychologie an der Universität der Bundeswehr in Hamburg. Es werden immer noch Probanden
gesucht! Mehr hier
Es scheint an der Zeit zu sein, dieser hochsensiblen Minderheit mit mehr Ver- ständnis, Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme zu begegnen. Damit das gro- ße Potential ihrer Fähigkeiten zum vollen Ausdruck kommen und damit der Gesell-schaft nutzen kann.
Hochsensibilität - was bedeutet das häufig im Alltag?
Was könnte / sollte es bedeuten?